Schmerzen

Die Basis einer erfolgreichen Behandlung von Schmerzen ist die vorherige diagnostische Zuordnung des vom Betroffenen beschriebenen Schmerzes zu einer der drei Kategorien der Schmerzformen. Es gibt die Kategorien der

  • nozizeptive Schmerzen, die von geschädigten Strukturen der Muskeln, Sehnen, Knochen etc. ausgehen,
  • neuropathische und zentralnervöse Schmerzen, die von geschädigten Strukturen des peripheren oder zentralen Nervensystem erzeugt werden,
  • psychosomatisch oder psychisch bedingte Schmerzen ohne oder inadäquat gering zur Schmerzstärke bestehende organische Schädigung mit Störung der Schmerzverarbeitung bzw. -wahrnehmung im seelischen Kontext des Betroffenen
  • sowie Mischformen der drei Kategorien.
Neuropathische Schmerzen — eine besonders quälende Kategorie

Bei einer generalisierten Schädigung des peripheren Nervensystems wie einer Polyneuropathie z.B. im Rahmen einer langjährigen Zuckerkrankheit treten zunächst brennend-bohrende Schmerzen an den Füßen und den Beinen auf, die sich weiter ausbreiten können. Bei einer Zosterneuralgie (Gürtelrose) bestehen ähnliche Schmerzen akut in einem oder mehreren Nervensegmenten. Sie sind oft abends und nachts bei Wärmeeinwirkung und gelegentlich auch bei Berührung verstärkt. Neuralgien wie z.B. bei einer Trigeminusneuralgie als Untergruppe neuropathischer Schmerzen haben mehr eine messerartig–blitzartige und elektrisierende Schmerzqualität.

Neuropathische Schmerzen bedürfen ausführlicher Anamnese und Untersuchung durch einen Schmerzspezialisten

Neuropathische und zentrale Schmerzen bedürfen bei der Diagnostik und Therapie neben einer ausführlichen Anamnese und Untersuchung der besonderen Expertise eines Schmerzspezialisten, da neben Schmerzort, -charakter, -dauer und äußeren Einflussfaktoren auch die Stärke der Schmerzen durch eine Schmerzmessung z.B. auf einer visuellen Analogskala, die individuelle Schmerzverarbeitung und die Folgen für den Betroffenen berücksichtigt wer-den müssen. Erkrankungen von Nervenstrukturen lassen sich durch einen Neurologen in den meisten Fällen durch spezielle elektrophysiologische Messungen nachweisen, wodurch die Schmerzursache objektiviert werden kann.

Behandlung durch multimodales Therapiemanagement

Die Behandlung erfolgt durch die Kombination verschiedener Therapieformen wie spezifische Medikamente („Nervenschmerzmedikation“), nur örtlich wirkende Analgetika wie Pflaster oder eine Capsaicinsalbe, bei starken Schmerzen auch mit klassischen Schmerzmitteln und Medikation zur zentral wirkenden Schmerzhemmung (Adjuvantien), Entspannungstechniken und ggf. auch dekonditionierenden Verfahren wie TENS, Physio- und Ergotherapie (gemäß der Leitlinie Therapie chronisch neuropathischer Schmerzen der deutschen Gesellschaft für Neurologie). Z.T. kann auch der schmerzhemmende Effekt von Akupunktur genutzt werden.

Dieses sog. „multimodale“ Therapiemanagement kann zwar meist nicht die neurologische Grunderkrankung heilen, oft aber die Beschwerden wesentlich erträglicher machen und damit die Lebensqualität bei diesen — leider oft chronischen Erkrankungen — deutlich verbessern.